Das Herz der Energiebranche schlägt in Wien
Über 1.800 PV- Expert*innen trafen sich letzte Woche in Wien bei der größten PV- Veranstaltung Europas, der EU-PVSEC. Die heimische PV-Branche nutzte das Großevent, um sich zu präsentieren. Auch die TPPV (Technologieplattform Photovoltaik) war mit einem Messestand mitten im Geschehen, bei dem sich heimische Forscher*innen und Unternehmen mit internationalen Kolleg*innen austauschten. Die Photovoltaik (PV) ist auf der Überholspur, liegt bereits etwa gleichauf mit der Windkraft und wird schon in wenigen Jahren die Wasserkraft als wichtigste erneuerbare Stromquelle ablösen. Sinkende Preise, große Fortschritte in der Technologie und eine steile Lernkurve sind die Zutaten für eine einzigartige Erfolgsstory.
In der vergangenen Woche fand in Wien die größte wissenschaftliche Konferenz Europas im Themenbereich der Photovoltaik statt, die 41. European PV Solar Energy Conference, EU-PVSEC. Über 1.800 Besucher*innen versammelten sich im Austrian Center Vienna, darunter etwa 150 heimische Forscher*innen sowie Unternehmen der im PV-Bereich produzierenden Industrie. Neben mehr als 1.100 wissenschaftlichen Vorträgen, wurde die EU-PVSEC durch ein volles Rahmenprogramm und dutzende Fachaussteller abgerundet. Die TPPV hat als lokale Partnerin viel beigetragen. Hubert Fechner, Obmann der TPPV, gestaltete das Rahmenprogramm maßgeblich mit und stellte insbesondere das Thema europäische Produktion und Wertschöpfung in den Mittelpunkt . Gabriele Eder, Vorstandsmitglied der TPPV, leitete als General Chair die wissenschaftliche Konferenz und wurde für ihren Einsatz mit Standing Ovations bei der Abschlussveranstaltung gefeiert. Herz der Fachausstellung war der Gemeinschaftstand der österreichischen PV-Szene, rund um die Uhr betreut vom Team der TPPV.
Photovoltaik auf Erfolgskurs
Im Zentrum stand diesmal der rasche Erfolgslauf der PV. Trotz jahrzehntelanger Erfolgsgeschichte, wurde noch vor zehn Jahren weniger als ein Prozent des weltweiten Stromes in PV-Anlagen generiert. Heut liefert die PV bereits knapp zehn Prozent des weltweiten Stromes Kopf an Kopf mit der Wind- und Kernkraft. Dabei wurde mehr als die Hälfte der Anlagen in den letzten drei Jahren installiert, ein Ende des Wachstums ist nicht in Sicht. Der jährliche Zubau könnte noch vor 2030 die Terawatt-Marke (1.000.000.000.000 Watt) überschreiten. Die PV wird somit in wenigen Jahren die Wasserkraft als wichtigste erneuerbare Stromquelle ablösen und die Energieversorgung auf den Kopf stellen. Bis 2050 wird mit einem PV-Stromanteil von über 70 Prozent gerechnet. Zugleich wird angenommen, dass sich durch eine beschleunigte Elektrifizierung der Strombedarf insgesamt mehr als verdoppeln wird.
Starke Basis in der Wissenschaft
Staunend blicken die Wissenschaftler*innen auf die Früchte ihrer Arbeit. Steht doch hinter dem Wachstum eine wissenschaftliche Gemeinschaft, die jahrzehntelang von der Allgemeinheit weitgehend unbeachtet blieb, während ihre Forschungsarbeit die Grundlagen für stetige Effizienzsteigerungen und sinkende Preise geschaffen hat. Lagen 2010 die Wirkungsgrade der am Markt verfügbaren Module, noch bei 14 -16 Prozent, so erreichen sie aktuell bis zu 26 Prozent, die 30 Prozent-Marke könnte 2030 erreicht werden. Neues Zelldesign und diverse Optimierungen im Zellaufbau, zukünftig aber auch die Verwendung von Tandemzellen, ermöglichen diese technischen Fortschritte. Zugleich sind die Preise dramatisch gesunken, die PV wird daher zunehmend als günstigste Energiequelle wahrgenommen und lockt immer größere Investoren an.
Aufschwung für Europäische Produktion unerlässlich
Trotz der Erfolgsstory ist die Stimmung der europäischen Unternehmer*innen im Keller. Nach dem Ende der Coronakrise wurde Europa mit asiatischen, insbesondere chinesischen, Modulen und Komponenten überschwemmt. Der Höhepunkt des Überangebots und der damit einhergehenden Dumpingpreise scheint noch nicht erreicht. Großes Interesse gab es daher auch am Thema, wie es gelingen kann, eine PV-Produktion in Europa aufrecht zu erhalten, um bei der zunehmend wichtiger werdenden Energietechnologie nicht in eine zentrale Abhängigkeit von China und anderen außereuropäischen Ländern zu geraten. Der in Österreich beschlossene „Made-in-Europe-Bonus“ für in Europa produzierte PV-Produkte und erste ähnliche Förderinitiativen für europäische PV-Produktion in anderen Ländern, können dabei nur ein erster Schritt sein.
Neue Aufgaben für die Energiebranche
Mit dem günstigen PV-Strom kommen auch zahlreiche Aufgaben auf die Energiebranche zu. Bis 2050 wird sich einiges verändern.
Zu den größten Aufgaben zählen:
- Eine Ertüchtigung der Strominfrastrukturen, die vor allem auch die Flexibilität von Nachfrage und Angebot, die Digitalisierung der Stromverteilnetze bzw. die Nutzung von Energiespeicher im Zentrum sieht
- Weitere Bemühungen, um die Kreislauffähigkeit der Technologie zu erhöhen, was weitere Anstrengungen im Recycling und Re-Use der PV bedingt
- Vermehrte Anstrengungen, um die Integration in Gebäude und andere Infrastrukturen bzw. des Verkehrsbereichs zum Standard werden zu lassen
- Einhaltung und konsequente Umsetzung der politisch beschlossenen Ausbauziele, raschere Verfahren bei Planung und Errichtung von PV-Anlagen mit Sicherstellung der Wirtschaftlichkeit des Betriebs der PV-Anlagen
- Eine starke und innovative PV-Branche, die vom heimischen Markt ausgehend auch international bestehen kann
Link zur Pressemitteilung: Das Herz der Energiebranche schlägt in Wien | tppv – Technologieplattform Photovoltaik Österreich, 01.10.2024 (ots.at)
Link zu den Bildern: Alben von EU PVSEC | Flickr