Nur mit Investitionen in Photovoltaik- Forschung & Entwicklung ist das Ziel 100 % Strom aus Erneuerbaren erreichbar
Die Systemintegration von PV-Strom in ein klima- neutrales Energiesystem muss schnell vorangetrieben werden. Die Rolle der Photovoltaik in der Dekarbonisierung benötigt einen massiven Ausbau der Technologie Photovoltaik und Forschung. Ähnlich wie in der Automobil, -oder Computerindustrie sollen nicht wiederkehrend gleiche Modelle verbaut werden, sondern verbesserte. In der Photovoltaik wurden in den Roadmaps der letzten Jahre im Detail die Forschungsfelder und Sektoren aufgelistet, die eine Weiterentwicklung brauchen.
Mit dem Ausbau der Photovoltaik entstehen neue Anforderungen
Die Akzeptanz für Photovoltaik in der Bevölkerung steigt durch optisch ansprechende, an das Orts- bzw. Landschaftsbild, überwiegend dezentral und auf bereits infrastrukturell genutzte Flächen angepasste Stromerzeugungsanlagen. Mit der dazukommenden Stromerzeugung durch den Photovoltaik-Ausbau erhalten diese verbauten Flächen eine Doppelnutzung. Bei Freiflächen werden landwirtschaftlich und ökologisch minderwertige Flächen entsprechend bevorzugt genutzt, damit keine Nutzungskonflikte entstehen. Modelle zur vermehrten aktiven Beteiligung der Bevölkerung sind zu entwickeln und wissenschaftlich zu begleiten, wofür es ForscherInnen braucht und finanzielle Mittel bereitgestellt werden müssen.
Neue Arbeitsplätze entstehen
Durch den Ausbau der Photovoltaik werden weltweit 22 Millionen Jobs in der Photovoltaik-Branche prognostiziert, welche knapp 2/3 aller Arbeitsplätze im Bereich des Energiesektors ausmachen werden. Hubert Fechner, Obmann der Technologieplattform Photovoltaik „Österreich hat mittlerweile ambitionierte Ziele, was die Errichtung von innovativen PV-Anlagen betrifft, aber auch bei Forschung, Entwicklung und Produktion von Komponenten und Systemen bestehen große Chancen auf die Schaffung vieler Arbeitsplätze.“ Österreich hätte dabei die Chance, durch innovative Photovoltaik-Lösungen, die speziell im Bereich der Integration und Doppelnutzung im Gebäude-,Verkehrs- und Agrarbereich liegen, bis 2030 zumindest 60.000 Arbeitsplätze zu schaffen. Hinzu kommen noch tausende weitere Arbeitsplätze im Bereich der Stromspeicherung.
Konkurrenzfähige Wertschöpfung und der Aufbau europäisch produzierender Industrie in der Energiewende sind notwendig
Das EU-IPCEI Programm stärkt Schlüsseltechnologien für Unabhängigkeit und Stabilität der Energieerzeugung, Österreich soll daran erfolgreich beteiligt sein. Ein PV-Forschungsprogramm, das IPCEI-PV begleitet ist erforderlich, um die österreichischen IPCEI-Unternehmen damit zum Erfolg zu führen. Österreichische Innovationen können und werden dadurch Führungsrollen im Photovoltaikbereich in Europa ausbauen und neu einnehmen, bürokratischen Hürden verzögern jedoch Projektumsetzungen.
Investitionen in die europäische Wertschöpfung durch Unterstützung der Produktion und Forschungssysteme aus Österreich treiben den innovativen und unabhängigen Photovoltaikausbau voran. Die Wertschöpfung von Komponenten und Modulen über Wechselrichter und begleitender Systemtechnik bis zur Anlagenplanung, Installation und Überwachung sind notwendig, um geopolitische und wirtschaftliche Unabhängigkeit zu sichern. Hohe Produkt- und Systemqualität sind dafür Voraussetzung und entstehen durch Weiterentwicklungen von Forschungsinstitutionen und innovativen Unternehmen mit dem notwendigen Knowhow. Wertschöpfung bei einem – sich unter Innovations- und Kostendruck – schnell entwickelnden Markt, ist nur durch Qualität, Exzellenz, Effizienz und neue Entwicklungen möglich und dafür bedarf es laufende Forschungsaktivitäten.
Bessere Rahmenbedingungen und Innovationschancen für die in Österreich produzierenden innovativen Unternehmen und Forschungseinrichtungen entkoppeln die Abhängigkeit vom chinesischen Markt und fördern den nachhaltigen Ausbau der Photovoltaik sowohl in Österreich als auch in Europa. Mit im Jahr 2023 in Betrieb befindlichen Photovoltaikanlagen im Ausmaß von über 4 GW, kann etwa 6% des österreichischen Strombedarf gedeckt werden. Weltweit wurde Mitte 2022 die Marke von 1 TW installierter PV erreicht. 96% der dafür benötigten Wafer werden in China produziert. Der europäische Markt ist daher abhängig vom Import aus China. Die Zellproduktion entfällt ebenfalls großenteils aus China. Es ist im europäischen Interesse, die Photovoltaik-Produktion nach Europa zu befördern.
Die Forschung und Entwicklung und somit das notwendige Knowhow sind bislang in Europa positioniert und müssen für die Umsetzung der Ziele unterstützt werden. Die Impulsgebung der Forschung für innovative Lösungen bei Zell-, Modul- und Systemtechnik bis hin zur Integration der Photovoltaik in ein Gesamtgebäude oder in das Mobilitätssystem treiben die Wirtschaft und Innovation an. Damit kann ein Markt von innovativen Lösungen geschaffen werden, der Basis für eine hohe Exportrate der Industrie ist. Auch werden so für heimische Unternehmen beim weltweiten PV-Ausbau enorme Chancen auf internationale Marktführerschaften eröffnet und hochwertige Arbeitsplätze geschaffen.
Forschungsinitiativen ausbauen
Im Zuge der Umsetzung der Klima- und Energiestrategie müssen erhebliche Anstrengungen unternommen werden, um die dort dargestellten Ziele, vor allem die CO2-Reduktion voranzutreiben und die Klimaneutralität auch tatsächlich zu erreichen. Dafür sind begleitende Forschung und sich daraus ergebende Innovationen eine Voraussetzung. Im Zuge des umfassenden Umstellungsprozesses können auch die heimischen Industrie- und Gewerbebetriebe im Bereich der Energietechnologien und für eine optimierte Positionierung am Weltmarkt gestärkt werden.
Als Konsequenz muss das Budget des Energieforschungsprogramms im Klimafonds deutlich aufgestockt werden.
Die Ausgaben für F&E der energetischen Nutzung der Sonnenenergie sanken auf den niedrigsten Wert seit über zehn Jahren. Der weitere Rückgang des Mitteleinsatzes in die Photovoltaik wirkte sich hier auf den ganzen Bereich aus, die Zugewinne beim solaren Heizen und Kühlen konnten dies nicht annähernd kompensieren. Österreich war bisher international im Spitzenfeld der Energieforschung – die Dotierung ist aktuell, aber unzureichend. Die österreichische Energieforschung hat international einen hohen Stellenwert erlangt und ist auch in vielen europäischen und weltweiten Projekten, vor allem in Technologieprogrammen der Internationalen Energieagentur vertreten.
Das hohe Potential an Forschung und Innovation in Österreich äußerte sich in der bisherigen hohen Überzeichnung bei Fördercalls mit unzähligen Projekteinreichungen in der Energieforschung. Zusätzlich zu Fördergeldern wird von der heimischen Industrie für F&E das Mehrfache an Investitionen getätigt, die direkt den Wirtschaftsstandort Österreich stärken. Neue Technologien/Unternehmen schaffen Arbeitsplätze und ermöglichen Steuereinnahmen. Abgelehnte Forschungsanträge verhindern das vorhandene große Potential an zukünftiger Innovation aus Österreich auszuschöpfen, da viele Projekte ohne Förderung nicht umgesetzt werden. Im Jahr 2022 wurden bis dato national PV-Forschungsprojekte in Höhe von etwa 6 Mio. € laut Jurybewertung förderwürdig sein, weniger als 15% davon wurden tatsächlich gefördert. Mehrfachablehnungen aus Budgetgründen trotz positiver Experten-Jurierung binden enorme Ressourcen bei innovativen Unternehmen und Forschungseinrichtungen für die Antragsvorbereitung und Forschungsplanerstellung.
Es gibt keinen Ersatz für Forschung & Entwicklung
Österreich verfügt über sehr erfolgreiche PV-relevante Forschungs- und Produktionsunternehmen in der Elektro-, Elektronik- und der Glasverarbeitenden Industrie, in der Gebäudetechnik sowie im Bausektor. Gernot Oreski, Leiter des Geschäftsfeld Smart material testing am PCCL: „Österreich ist in der europäischen PV-Forschung sehr weit vorne und ist auch international sehr gut unterwegs.“
Die Umsetzung braucht einen Innovationsprozess der Wissenschaft, Industrie und Marktumsetzung miteinander verbindet. Innovation in der Industrie ist nur durch einen Innovationsprozess möglich. Der Innovationsprozess kann dabei unterschiedlich organisiert sein und braucht staatliche Finanzierung, wissenschaftliche Forschung, industrielle F&E Tätigkeiten und Marktumsetzung: Ohne wissenschaftlicher Forschung und Industrieller Entwicklung ist langfristig keine Innovation möglich. Ein starker Wissensaustausch und Kommunikation sind dabei notwendig, um Innovationen auch praktisch umzusetzen.
Die Darstellung, dass mehrere Programme Forschungsmittel erhalten, kann den Mangel an F&E-Budget nicht kompensieren. Eine Diskontinuität der Forschungsförderung im Themenfeld „Photovoltaik“ wird dazu führen, dass Österreich seinen Anschluss an internationale Entwicklungen im Forschungssektor verliert. Besonders kritisch ist dies in den aktuell sehr dynamischen Bereichen wie: Modul-, Zell- und Wechselrichter-Technologieentwicklung, Integration von Photovoltaik in Bauwerke und Systeme, Nachhaltigkeit und das Recycling von PV, Speicherentwicklung, Systemkopplung und Sicherstellung von Erzeugung einzustufen.
Dringender und erhöhter Forschungsbedarf besteht des Weiteren in den wichtigsten Marktsegmenten der Bauwerkintegration (z.B. Industriebauten, Mehrfamilienhäuser), der Integration ins Energiesystem (z.B. Energiegemeinschaften), der Mobilität (Lärmschutz, Bahntrassen, Straßen und Verkehrsflächen) sowie der Landwirtschaft (Agrar-Photovoltaik und schwimmende Photovoltaik). Eine massive Steigerung der Forschungs- und Entwicklungsmittel für die Photovoltaiktechnologie im Bereich deutlich über 10 Mio. € pro Jahr ist notwendig, um die Ziele des EAG und IPCEI zu ermöglichen. Ziel ist eine Förderung der notwendigen und von österreichischen Firmen gestützten Innovationen.
Die Photovoltaikforschung blickt in Österreich auf hervorragende Projekte exzellenter Forschung zurück. Die richtigen Maßnahmen erlauben, diese Erfolgsgeschichte weiter auszubauen und für die neuen Ziele zu nutzen.
Photovoltaik – Industrie und Forschung in Österreich
Diese Broschüre gibt einen Überblick über in Österreich tätige Unternehmen, die Photovoltaikkomponenten herstellen, Forschungsfelder sowie Forschungseinrichtungen, die sich mit dem Thema Photovoltaik auseinandersetzen.
Photovoltaik Industrie und Forschung in Österreich 2024
Download & English Version:
Photovoltaik – Industrie und Forschung in Österreich – Nachhaltig Wirtschaften
MISSION 2030 UND GREEN DEALS
Initiative für einen umsetzungsorientierten und nachhaltigen Masterplan für Photovoltaikforschung in Österreich zur Erreichung der Klimaziele der „Mission 2030“ und des „Green Deals“
Technologie-Roadmap für Photovoltaik in Österreich
- Mit Blick auf eine 100% erneuerbare Energieversorgung bis 2050 mit dem Zwischenziel der 100% erneuerbaren Stromversorgung bis 2030
Technologie Roadmap Photovoltaik 2016.pdf - Potenziale und Technologie-Entwicklungsbedarf für Photovoltaik in den Sektoren Gewerbe/Industrie – Mobilität – Landwirtschaft – Gebäude/Städte
Technologie Roadmap Photovoltiak 2018 Teil 2.pdf
Positionspapier der Österreichischen Technologieplattform
Positionspapier zum Ausbau auf 125 TWh.pdf
Positionspapier der Österreichischen Technologieplattform Photovoltaik zum im Regierungsprogramm adressierten beschleunigten Ausbau der Photovoltaik in Österreich bis 2030
Die Österr. Technologieplattform Photovoltaik, die 2008 gegründete Vertretung der in Österreich produzierenden Photovoltaik Industrie sowie der Photovoltaik-Forschung, begrüßt die im Regierungsprogramm festgelegten Maßnahmen zum Photovoltaikausbau, sieht jedoch großen Bedarf für einen koordinierten Masterplan, um einen gut strukturierten Ausbau der PV zum maximalen Nutzen für Österreich zu ermöglichen.