22. November 2023

Rückblick: Fachtagung für Photovoltaik und Stromspeicherung 2023- Den Blick auf die solare Zukunft gerichtet

Die diesjährige Herbsttagung vom Bundesverband Photovoltaic Austria (PV Austria) und der Technologieplattform Photovoltaik Österreich (TPPV) in Graz zeigte die zukünftige Entwicklung, wie die Klimaneutralität in Österreich zu erreichen ist. Die Photovoltaik – in Verbindung mit Stromspeichern – wird einen wesentlichen Beitrag dazu leisten. Neben einem spannenden Programm gab es viel Zeit für persönliche Gespräche.

450 Handwerkerinnen, Planerinnen, Herstellerinnen und Kundinnen der PV- und Speicherbranche
machten sich auf den Weg nach Graz, um die neusten Entwicklungen rund um die solare Energiewende
kennenzulernen. Bis auf den letzten Platz war der Veranstaltungsraum der Seifenfabrik in Graz besetzt.
Schließlich sind die Aufgaben groß, die die Branche gemeinsam bewältigen muss.

Den nächsten Schritt im Blick
So verwies Herbert Paierl, Vorstandsvorsitzender von PV Austria in seiner Eröffnungsrede darauf, dass
Österreich bis 2040 eine installierte PV-Leistung braucht, die 41 Terawattstunden (TWh) Sonnenstrom
erzeugt. „Wir müssen konsequent das Ziel von 2040 in den Blick nehmen und die aktuelle PV-
Stromproduktion verzehnfachen“
, sagte er. Paierl ist zuversichtlich, dass die Branche das hinbekommt
– sofern die Rahmenbedingungen stimmen. Dazu verwies Bundesministerin Leonore Gewessler in
ihrer Grußbotschaft auf die Befreiung der PV-Anlagen und Speicher von der Mehrwertsteuer, die die
Regierung auf den Weg bringen wird. Zudem arbeitet die Regierung an einem
Elektrizitätswirtschaftsgesetz, das dafür sorgen soll, dass das Netz digitaler und fit für die Erneuerbaren
wird.

In 20 Jahren viel geschafft
Hubert Fechner, Obmann der TPPV, warf den Blick auf die globale Entwicklung. „Wir brauchen
weltweit 75000 TWh Photovoltaik. Derzeit haben wir 1 Terawatt installiert. Es ist also klar
vorhersehbar, dass die Photovoltaik bald zu den größten Branchen gehören wird.“
Er betonte, dass die
PV zu den wichtigsten Bausteinen der Energiewende zählt und fügte hinzu: „Doch wir brauchen auch
Speicher, Netzausbau- und Stromnetzdigitalisierung sowie lokales Energiemanagement“
. Damit umriss
Fechner nahezu das gesamte Programm der diesjährigen Fachtagung.

Heimische Produktion ist möglich
Notwendig dafür ist aber auch eine heimische Photovoltaikindustrie. Wie deren Aufbau gelingen kann,
schilderte Florian Clement vom Fraunhofer ISE in seiner Keynote. Die Chancen stehen gut und er geht
davon aus, dass mindestens über die nächsten 10 Jahre hinweg die Nachfrage nach PV-Modulen
jährlich um 25 % wachsen wird. Das bedeutet, dass größere Produktionskapazitäten gefragt sind,
jedoch allein dadurch werden europäische Module gegen den Wettbewerb aus Fernost nicht bestehen
können. Der Schlüssel liegt zusätzlich in der Innovation. Die Forschungs- und Entwicklungslandschaft
ist vorhanden und sollte auch genutzt werden, betonte Clement.

Technologien entwickeln
Wie diese technologische Entwicklung aussehen kann, stellten Fachvorträge zu neuen
Zelltechnologien, wie etwa der Perowskit-Technologie oder zu Tandem-Solarzellen der nächsten
Generation mit solchem Halbleitermaterial, vor. Der Aufbau einer europäischen Fertigung muss aber
über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg geschehen – vom Halbleitermaterial über Wafer- und
Zellproduktion bis hin zur Produktion von Standard- und Sondermodulen.


Innovationsaward 2024 vorgestellt
Der Nachmittag des ersten Tages war der effizienten Flächennutzung und innovativen
Photovoltaikanwendung vorbehalten. So stellte Hubert Fechner den nächsten Innovationsaward für
integrierte PV vor, der auf dem kommenden PV-Kongress, am 4. April 2024, vergeben wird.
Einreichfrist für Projekte ist der 10. Februar 2024. Welche Möglichkeiten die PV bietet, um Flächen
gleich mehrfach zu nutzen und welche Herausforderungen es dabei gibt, zeigten die Vortragenden im
Anschluss vielfach.

Neue Speichertechnologien
Doch nicht nur die technologische Entwicklung der PV stand auf dem Programm. Der zweite Tag
startete mit neuen technologischen Ansätzen zu Speichern. Natrium statt Lithium: Mit diesem Ansatz
wird versucht, die Nachhaltigkeit von Speichern zu verbessern. Denn Speicher sind aus der
Energiewende nicht wegzudenken – um die lokal erzeugte Energie möglichst lokal und zeitunabhängig
zu nutzen und auch um den notwendigen Netzausbau zu verringern.

Flaschenhals Netzausbau
Wie diese Herausforderung, vor allem im Niederspannungsnetz, gelöst werden, war das Thema einer
spannenden Podiumsdiskussion. Zentral war die Frage, was Netzbetreiber tun können, um ihre Netze
fit für die solare Energiewende zu machen. Die Podiumsteilnehmer traten eine imaginäre Reise ins Jahr
2040 an und packten ihre Koffer für die Energiewende. Fabian Janisch von PV Austria fordert, dass bis
20 kW eine Einspeiseleistung aus Gebäude-PV möglich sein muss – begleitet von einer
Stromspeicherstrategie. Zusätzlich braucht es Informationen, wo freie Kapazitäten im
Niederspannungsnetz vorhanden sind, wie es die Netzbetreiber für die Mittelspannungsebene bereits
praktizieren. Wie robuste Netze für den Ausbau der PV aussehen können, wurde in einem
vorhergehenden Vortrag vorgestellt.

Recycling, Repair & Reuse von PV und Speichern
Ein eigener Themenblock widmete sich unterschiedlichen Aspekten des Recyclings und Re-Use von PV
und Stromspeichern. Neben der wirtschaftlichen Betrachtung, dem Ansatz des ganzheitlichen
Recyclings und der Haltbarkeitsoptimierung, bekamen die Teilnehmer*innen auch Einblicke aus erster
Hand von einem Recyclingunternehmen.

Barrieren überwinden
Inhaltlich wurde die zweitägige Fachtagung mit positiven Beispielen zum Überwinden von Barrieren
geschlossen. Fachvorträge etwa zum Brandverhalten oder der Blendreduktion hielten das Interesse bis
zuletzt hoch.

Außerdem waren 22 spannende Poster zu sehen, anhand deren sich die Teilnehmerinnen über weitere Forschungs- und Entwicklungsprojekte und Lösungsansätze informieren konnten. Die beiden bereits etablierten Awards zu den besten Postern gingen diesmal an Lukas Neumaier von Silicon Austria Labs GmbH sowie an Benjamin Kohl von der Energie Agentur Steiermark GmbH. Zum Ausklang des ersten Veranstaltungstages lud die TPPV zum beliebten Abendempfang, bei dem sich die Teilnehmerinnen weiter austauschen konnten.

Eine Fotonachschau finden Sie unter: www.pvaustria.at/fachtagung-pv-speicher.
Weitere Informationen zum Innovationsaward für integrierte Photovoltaik finden Sie hier:
www.pvaustria.at/pv-innovationsaward


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