Jetzt erhältlich: Nationaler Erhebungsbericht zu PV-Stromanwendungen in Österreich 2021
Der österreichische PV-Markt wird nach wie vor von Aufdachanlagen dominiert, auch wenn 2021 für die erstmals größere Freiflächen-PV-Anlagen gemeldet wurden; sind dennoch mehr als 84,8 % der PV-Anlagen am Dach, 3,9 % sind gebäudeintegriert (BIPV-Fassade und Dach) und nur 11 % sind PV-Freiflächenanlagen. Andere Anwendungen befinden sich noch in den Anfängen, erste Agrar-PV-Installationen und einige größere Parkplatz-Überdachungen wurden erfolgreich umgesetzt.
Die Dynamik in allen PV-Märkten ist erkennbar. Diskussion über die Akzeptanz von großen PV-Freiflächenanlagen und Gespräche mit der Landwirtschaft über Agrar-PV werden fortlaufend geführt.
Der Bericht fasst die österreichische Förderlandschaft im Bereich der Photovoltaik und Stromspeicherung zusammen. Im Bericht wird unter anderem die Kostenaufstellung von PV-Anlagen detailliert für das Jahr 2021 dargestellt.
Die nationalen Ziele für PV wurden im Erneuerbare-Energien-Ausbaugesetz festgelegt, welches im Juli 2021 in Kraft getreten ist. Es sieht einen zusätzlichen PV-Ausbau von 11 TWh bis 2030 vor. Das energiepolitische Ziel in Österreich ist bis 2030 mit 100 % Strom aus erneuerbaren Energiequellen und dem Erreichen der Klimaneutralität bis 2040 festgelegt. Aktuell sind – je nach Jahreszeit –ca. 75 % mit erneuerbaren Energien gedeckt. Das liegt am hohen Anteil von Wasserkraft, Biomasse, Wind, sowie ca. 3 % aus der Photovoltaik.
Ein Investitionszuschuss für innovative Photovoltaikanlagen vom Klima- und Energiefonds wurde 2021 erstmals eingerichtet („Muster- und Leuchtturmprojekte Photovoltaik“) und soll Brücken zwischen Forschung und Markt bauen. Ein hohes Maß an Systemintegration sowie Systemnutzen und Multiplizierbarkeit sind die Ziele der Förderung. Durch Monitoring und Reports soll das dazugewonnene Wissen eine Wissensbasis für weitere innovative Photovoltaiksysteme schaffen. Standardsysteme werden mit dieser Förderung nicht unterstützt. Eine Fachjury wählt gezielt Projekte mit einem ersichtlich hohen Maß an Innovation und Reproduzierbarkeit aus.
Mit dem neuen Gesetz wurde ein 30%-Bonus auf die Förderung für innovative PV-Anwendungen eingeführt, darunter BIPV, Agrar-PV und Floating PV. Da der erste Aufruf erst im Frühjahr 2022 gestartet wurde ergab sich keine Auswirkung auf die Marktentwicklung 2021.
Die kollektive Nutzung von PV-Strom in einem Mehrfamilienhaus wurde 2018 durch einen neuen §16a des österreichischen ELWOG (Elektrizitätswirtschafts- und Organisationsgesetz) ermöglicht. Ohne Nutzung des öffentlichen Netzes (und damit ohne Netzkosten und Steuern) ist nun der kollektive Eigenverbrauch von PV-Strom möglich. Mit dem im Sommer 2021 verabschiedeten Erneuerbare-Energien-Ausbaugesetz und dem neuen Modell der Energiegemeinschaften ist der kollektive Eigenverbrauch auch mit Nutzung des öffentlichen Netzes möglich. Mit der Neuregelung 2021 wurde in Österreich das Modell der Energiegemeinschaften basierend auf der europäischen Erneuerbare-Energien-Richtlinie und der Strommarktrichtlinie eingeführt. Mit dem neuen Rechtsrahmen ist es erstmals möglich, dass Menschen gemeinsam Energie über Grundstücksgrenzen hinweg produzieren, speichern, konsumieren und verkaufen.
Die neuen Gesetze definieren zwei Energiegemeinschaftsmodelle: die örtlich begrenzte „Erneuerbare Energie Gemeinde“ (EEG) und die „Bürger-Energie-Gemeinschaft“ (BEG).. EEGs nutzen das öffentliche Stromnetz, müssen sich aber immer im Konzessionsgebiet eines einzigen Netzbetreibers befinden und könne als „lokale“ (auf Netzebene 6 und 7 – Transformatorebene) bzw. als „regionale“ (bis auf Netzebene 4 – Umspannwerksebene) erneuerbare Energiegemeinschaft betrieben werden. Mitglieder oder Gesellschafter von EEGs können private oder juristische Personen, Kommunen, Behörden oder KMUs sein. Sie müssen sich in der Nähe der Erzeugungsanlage(n) befinden. Als Organisationsform für EEGs ist vieles möglich, von Vereinen bis hin zu Kapitalgesellschaften, aber der Fokus liegt auf der Gemeinnützigkeit. Der Hauptzweck von Erneuerbare-Energien-Gemeinschaften ist nicht finanzieller Gewinn. Ähnliche Regelungen gelten für Bürgerenergiegemeinschaften (BEG). Im Gegensatz zum EEG darf die BEG elektrische Energie nur erzeugen, speichern, verbrauchen und verkaufen und ist nicht auf Erneuerbare beschränkt. Bis Oktober 2022 sind es etwa 100 Energiegemeinschaften in Betrieb, viele weitere befinden sich noch in der Entwicklung, die meisten von ihnen werden von Kommunen geführt, einige zwischen Privatpersonen oder von kleinen und mittleren Industriegebieten. (Mehr Informationen dazu: www.energiegemeinschaften.gv.at)
2021 wurden in Österreich Photovoltaikmodule mit insgesamt 198,1 MWpeak produziert. Von diesen wurden 94,7 MWpeak exportiert, was einer Exportquote von rund 47,8 % entspricht. 103,5 MWpeak oder ca. 52,2 % der produzierten Module wurden 2021 in Österreich weiterverkauft. Die Produktion im Inland ging damit 2021 im Vergleich zum Vorjahr leicht zurück (2021:14,0 %) (2020: 14,7 %). Derzeit sind in Österreich 4 Hersteller von PV-Modulen tätig: Kioto Photovoltaics GmbH, energetica-Photovoltaic Industries, DAS Energy Ltd. sowie Ertex-Solartechnik GmbH. Sunplugged entwickelt als Start-up, flexible Photovoltaikmodule bspw. zur Gebäudeintegration.
Das Highlight 2021 für die Photovoltaik in Österreich war jedenfalls die Verabschiedung des Neuen Erneuerbare-Energien-Ausbaugesetzes. Das verbindliche Ziel, 100 % Strom aus Erneuerbaren bis 2030, mit ein PV-Ausbau von +11 TWh und ebenso verbindlichen Zielen für Wind, Wasserkraft unnd Bioenergie, ist jedenfalls ein Meilenstein in der österreichischen Energiepolitik. Weitere wichtige Entwicklungen in der PV-Branche waren der Beginn von großflächig installierten PV-Anlagen, die es vorher nicht gab. Erst 2021 wurde eine Anlage mit größer als 10 MW in Österreich installiert, gefolgt von einigen weiteren PV-Anlagen im Bereich jenseits der 5 MW.
Als drittes Highlight ist die Einführung der spezifischen Marktförderung von innovativen PV-Anlagen zu sehen, die mit einem 30-prozentigen Zuschuss auf die herkömmliche PV-Regelförderung sowie mit dem oben erwähnten Förderprogramm „Muster und Leuchtturmprojekte PV“ eingeführt wurde. Eine Umfrage des Bundesverbandes Photovoltaik Austria (PV Austria) mit mehr als 300 Mitgliedsunternehmen analysiert die wichtigsten Herausforderungen in der PV-Branche: Insgesamt 76 % der teilnehmenden Unternehmen nennen die Preiserhöhungen als größte Herausforderung. 67 % deuteten auf die Engpässe in Lieferketten hin und 62 % machten auf die Hemmnisse in Bezug auf den Netzzutritt aufmerksam. Es ist notwendig die Netze auf den deutlichen Zubau von PV vorzubereiten. Die etwa 13 GW, die im Jahr 2030 aus PV installiert sein müssen, sind ein wesentlicher Teil der Energiewende, und der Schritt zu 100 % Erneuerbaren Strom ist nur mit einem Netzausbau und begleitenden Maßnahmen möglich. Für die Klima-Neutralität (2040) werden noch deutlich höhere PV-Ausbauziele erforderlich sein. Derzeit gibt es keine offiziellen Zahlen, aber eine Bandbreite von 30-60 GW PV scheint realistisch zu sein. Hinsichtlich der Technologie und lokalen Produktion von PV muss Österreich europäisch vernetzt bleiben, um am Wiederaufbau einer starken europäischen PV-Industrie aktiv teilzunehmen. Zur Unterstützung der PV-relevanten Produktion ist Österreich im Mai 2022 offiziell dem EU-IPCEI PV-Prozess beigetreten. Neben diesem wichtigen Schritt ist die Förderung der nationalen PV-Forschung & Entwicklung von entscheidender Bedeutung, für die Weiterentwicklung und Unterstützung Österreichs als aktiver und innovativer Standort für Produktionsstätten im Umfeld der PV-Wertschöpfungskette.
Bericht Download unter: National Survey Report of PV Power Applications in AUSTRIA.pdf
Das Ziel von Task 1 des IEA Photovoltaic Power Systems Program ist es, den Austausch und die Verbreitung zu fördern und Informationen zu technischen, wirtschaftlichen, ökologischen und sozialen Aspekten von PV-Stromanlagen zu erleichtern. Die Aktivitäten von Task 1 unterstützen breitere PVPS-Ziele: Beitrag zur Kostenreduzierung von PV, Stromanwendungen, Sensibilisierung für das Potenzial und PV-Stromsystemen, die Beseitigung sowohl technischer als auch nicht-technischer Hindernisse und die technologische Zusammenarbeit zu verbessern und zu fördern. Ein wichtiges Ergebnis von Task 1 ist der jährliche Report „Trends in photovoltaic applications“. Parallel dazu werden von jedem Task 1 jährlich nationale Erhebungsberichte erstellt. Dieses Dokument ist der National Survey Report in Österreich für das Jahr 2021. Informationen aus diesem Dokument werden als Input für den jährlichen Bericht „Trends in photovoltaic applications report“ verwendet.